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THE NEW COOLNEZZ – Lost into the blue

Ilona Haberkamp mit Ack van Rooyen - Lost into the blue




Ilona Haberkamp - alto/soprano Sax
Ack van Rooyen - Flügelhorn
Frank Wunsch - Piano
Paul G. Ulrich - Bass
Thomas Alkier - Drums





Titel
01. Blues for Erik Satie (Frank Wunsch)
02. I fall in love too easily (Jules Styne)
03. Nocturne (Frank Wunsch)
04. La note Bleue (Ilona Haberkamp)
05. Versunken in blau (Frank Wunsch)
06. Blue eyes (Ilona Haberkamp)
07. Song for lost friends (Ilona Haberkamp)
08. Armenian Blue (Ilona Haberkamp)
09. How deep is the ocean (Irving Berlin)

Ilona Haberkamp bei Apple Music

„Blau steht für die Farbe, für Freiheit und Wahrheit, aber natürlich auch für ein Gefühl der Melancholie, das in unseren Kompositionen und in der musikalischen Form des Blues seinen Ausdruck findet“, erklärt Ilona Haberkamp die Grundidee des  Albums. Wie seine Vorgänger „I remember Paul“ und „Cool is Hipp is Cool“ ist es im Cool Jazz angesiedelt.

Ilona Haberkamp mit Ack van Rooyen - Lost into the blue

Hörbare, unveränderliche  Kennzeichen: sparsame, eingängige Melodien, die weniger die Köpfe als die Herzen der Zuhörenden adressieren. „Der Begriff ‘cool‘ bedeutet nicht etwa emotionslos, sondern bezieht sich vor allem auf die Herangehensweise in der Improvisation, in der jede Note nicht verschwenderisch sondern sparsam, aber wohldurchdacht gesetzt ist. Ein bewusstes Gegenmodell zum oft als hektisch empfundenen Bebop“, betont Haberkamp.
Für die Produktion von „Lost into the Blue“ konnte die Saxofonistin auf bewährtes Personal zurückgreifen, darunter auf den Pianisten Frank Wunsch, sowie auf Ack van Rooyen. Auch mit seinen bald  88 Jahren versteht es der niederländische  Grand-Seigneur des Jazz, seinem Flügelhorn äußerst weiche und gefühlvolle Töne zu entlocken, die den Kompositionen eine unverkennbare Note verleihen. So wie in „Song for Lost Friends“, in dem van Rooyen einen sehr persönlichen Blick auf die Schattenseiten des Älterwerdens wirft. „Das Traurigste daran ist, wenn Freunde, um einen herum gehen müssen“,  so der Niederländer.
Dass  er und Haberkamp prächtig harmonieren, beweisen Stücke wie  „La Note Bleue“. In dieser zärtlichen Ballade verschmelzen Klassik und Jazz in Haberkamps  Saxofon- und van Rooyens Flügelhornlinien zu einer klangvollen Einheit. Der Titel bezieht sich auf den gleichnamigen französischen Spielfilm, der von den letzten Tagen des Komponisten Frédéric Chopin auf Mallorca erzählt. Viele seiner Kompositionen waren von einer „Note Bleue“ gekennzeichnet, einer hörbaren Portion Melancholie, wie es Chopins Geliebte George Sand einst formulierte.
„Ack ist für mich nicht nur ein wunderbarer Mensch, sondern auch ein fabelhafter Musiker, die europäische Antwort auf Chet Baker“, beschreibt Haberkamp die besonderen musikalischen Qualitäten ihres niederländischen Spielgefährten. Mit „I Fall in Love too Easily“ hat sie einen Standard neu arrangiert, der in der von Chet Baker gesungenen Version zum Hit wurde und sich farblich perfekt ins Album einfügt. „Wer sich schnell verliebt, sieht die Welt ja oft mit anderen Augen – manchmal vielleicht ein bisschen blauäugig, und man merkt nicht, dass jemand nur das Blaue vom Himmel verspricht“, so die Saxofonisten augenzwinkernd.
Heiter-melancholische Stimmung verströmt der Einstieg ins Album - der von Frank Wunsch komponierte „Blues for Erik Satie“. Der französische Komponist (1866 – 1925) galt als Exzentriker, der mit seinen Kompositionen die Neue Musik, den Jazz und die populäre Musik gleichermaßen beeinflussen sollte. Schlicht und eingängig waren sie, was ihn aus heutiger Sicht – wie es „Der Spiegel“  formulierte – zu einer Art „Vorreiter des Klingeltons“ macht. „Ein Komiker“, könnte man auch sagen, schmunzelt Haberkamp. „Er selbst wäre vermutlich sehr erheitert, wenn er wüsste, wie wohlwollend seine Kompositionen heute -  im Vergleich zu früher - aufgenommen werden.“
Abschließend werfen „The New Coolnezz“ einen Blick in die unergründbaren Tiefen des blau schimmernden Ozeans.  „How Deep is the Ocean“ – ein Standard von Irving Berlin – erweist sich als klug gewählter, swingender Rausschmeißer, der zugleich die Live- Qualitäten des Ensembles unterstreicht. Wenn van Rooyen kurz vor dem letzten Ton eine Zäsur setzt und das Darmstädter Publikum, hörbar erheitert, gemeinsam mit Pianist Frank Wunsch das Stück vollendet, wird deutlich, dass die Musiker ihren Gästen an diesem Abend ein  himmlisches Vergnügen bescherten.